„Man muss verstehen, was man schützt“

Als Geowissenschaftlerin beim Oberbergischen Kreis

Jessica Fabritius ist Geowissenschaftlerin – und Sachbearbeiterin für Bodenschutz beim Umweltamt des Oberbergischen Kreises. Zwischen Katasterpflege, Altlastenbewertung und Außendienst gestaltet sich ihr Arbeitsalltag vielseitig und verantwortungsvoll. Trotzdem ein Berufsfeld, das nicht viele auf dem Schirm haben.
Wir haben mit ihr über ihren Berufsweg und ihren Arbeitsalltag gesprochen.

Nebenjob mit Folgen

Die Entscheidung für das Geowissenschaftsstudium fiel nach der Schule eher intuitiv. „Ich habe mir bei den nächstgelegenen Universitäten einfach mal von A bis Z angeschaut, was es überhaupt für Studiengänge gibt. Und bin dann bei Geowissenschaften hängen geblieben“, erzählt Jessica Fabritius.

Geowissenschaften – das klingt für viele erst einmal nach „Gestein und Hammer“. Tatsächlich steckt deutlich mehr dahinter: ein naturwissenschaftlich geprägter Studiengang, der Inhalte aus Mathematik, Physik, Chemie und Erdkunde miteinander verbindet. „Es ist eigentlich eine gute Mischung – sehr angewandt, und mit vielen Grundlagen aus verschiedenen Naturwissenschaften“, erklärt Jessica Fabritius.

Im Studium lernt man, Umweltprozesse zu verstehen, Daten zu analysieren und interdisziplinär zu denken – ein breites Feld mit spannenden Anwendungsbereichen. „Gerade bei Fragestellungen rund um den Klimawandel oder Umweltveränderungen braucht es von allem ein bisschen – denn in der Natur hängt eben alles zusammen.“

Über eine Schulfreundin, die eine Ausbildung beim Kreis gemacht hat, erfuhr sie während des Studiums eher zufällig von einer Stelle als studentische Hilfskraft im Umweltamt des Oberbergischen Kreises – und bewarb sich kurzerhand. Rückblickend beschreibt sie die Zeit als studentische Hilfskraft als wertvolle Erfahrung:
„Das war eine sehr gute Möglichkeit – die Grundlagen, die ich im Studium gelernt habe, konnte ich in der Praxis anwenden. Und Spaß hat es auch immer gemacht.“

Sie blieb während des gesamten Studiums im Umweltamt – insgesamt vier Jahre lang. Nach dem Abschluss von Bachelor und Master nahm sie sich eine kurze Auszeit zum Reisen, bevor sie sich auf eine ausgeschriebene Stelle in der Wasserbehörde bewarb.

Als später die Stelle im Bodenschutz frei wurde, bewarb sie sich erneut – mit Erfolg. Und auch wenn sie heute mit beiden Beinen fest im Berufsleben steht – mit ihrer nebenberuflichen Promotion bleibt sie der Forschung weiterhin verbunden.

Zwischen Altlasten, Außendienst und Aktenarbeit

Im Bodenschutz befasst sich Jessica Fabritius mit einem breiten Spektrum an Aufgaben: Sie bearbeitet unter anderem Altlastenfälle – also etwa ehemalige Industrie- oder Deponieflächen, bei denen der Boden oder das Grundwasser durch frühere Nutzungen belastet sein könnte. Dafür wertet sie Akten aus, prüft Gutachten, führt Risikoabwägungen durch und ist regelmäßig zu Außendienstterminen unterwegs.

An ihrem Arbeitsalltag schätzt sie besonders diese Vielfältigkeit. Neben der Erfassung und Bewertung von Altlastenflächen kümmert sie sich um Stellungnahmen zu beispielsweise Geothermiebohrungen oder Grünlandumbrüchen, beteiligt sich an Bauleitplanverfahren und bringt ihr Fachwissen in interne Abstimmungen ein. Auch die Pflege des Altlastenkatasters gehört zu ihren Aufgaben – ein langfristiges Projekt: „Das läuft neben dem Tagesgeschäft – wie so ein Puzzle, an dem man Stück für Stück weiterarbeitet.“

Nicht immer ist ihre Arbeit konfliktfrei. Denn bei den Themen Altlasten, Bodenverunreinigungen und Bauvorhaben prallen häufig unterschiedliche Interessen aufeinander. „Man versucht natürlich, die beste Variante für die Betroffenen zu wählen – aber eben auch die passendste, um eine Gefahr für die Umwelt auszuschließen“, erklärt sie.
Während die Zusammenarbeit mit Gutachterinnen und Gutachtern meist professionell verläuft, erfordert der direkte Kontakt zu Eigentümerinnen und Eigentümern oder Unternehmen viel Fingerspitzengefühl: „Manche Leute haben sehr viel Verständnis – und andere wiederrum gar keins.“

Hinzu kommt, dass die wissenschaftlichen Hintergründe oft sehr komplex und dadurch schwer zu vermitteln sind. „Wenn ich dann sage: Hier ist der pH-Wert relativ niedrig, das heißt, wir haben ein saures Milieu, in dem sich einige Schwermetalle eher lösen, fühlen sich viele in die Schule zurückversetzt und schalten ab“, berichtet sie. „Kann man auch verstehen – aber da ist es dann manchmal schwierig, überhaupt Gehör zu finden.“

Was zählt: Interesse und Haltung

Im Studium der Geowissenschaften war Jessica Fabritius Teil eines Jahrgangs, der auffallend ausgewogen war: „Wir waren der erste Jahrgang, bei dem es genauso viele Frauen wie Männer gab.“

Heute sind die Berufsaussichten für Geologinnen und Geologen gut. Damals wurden sie allerdings eher ernüchternd beschrieben – oder, wie sie es formuliert: „Uns wurde gesagt: 50 Prozent der Geologen werden später Taxifahrer – einfach, weil es nicht genug Jobs gibt.“
Und doch hat sie ihren Weg gefunden – auch, weil sie sich nicht abschrecken ließ: „Ich finde, alle, die sich für Naturwissenschaften interessieren, können das machen – völlig unabhängig vom Geschlecht.“

Was ihr Studium auszeichnet? Für sie ist es die Kombination: „Geowissenschaften ist ein bisschen von allem: ein naturwissenschaftlicher Studiengang, der hilft, Prozesse auf der Erde zu verstehen – und dabei verschiedene Disziplinen zusammenbringt.“

Für den Berufseinstieg empfiehlt sie, sich frühzeitig Praxiseinblicke zu verschaffen – etwa durch Praktika oder, wie Jessica Fabritius selbst, über eine Tätigkeit als studentische Hilfskraft. „Wenn man weiß: Das finde ich spannend, das interessiert mich – dann ist es das auf jeden Fall wert, sich zu trauen.“

Denn am Ende ist es genau das, was für sie den Ausschlag gibt: „Wenn man morgens aufsteht – auch wenn man noch müde ist – und sich trotzdem denkt: Ich gehe gerne zur Arbeit. Dann hat man alles richtig gemacht.“

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